Magie, Hexerei und Religion

Die Zauberei ist im Rothengau von geringerer Bedeutung, als es in manch anderen Landschaften Melgoriens der Fall sein mag. Nur eine kleine Zauberschule und keineswegs eine wirkliche Akademie steht demjenigen, der nach arkaner Weisheit sucht, in der Hauptstadt zur Verfügung. Die Vertreter der geheimen Künste verfolgen in diesem Land überwiegend den Weg der Alchemie. Spruchzauberei ist zwar selbstverständlich bekannt, hat sich aber in der direkten Auseinandersetzung mit den Orken als weniger nützlich erwiesen, als die Dezentralisierung der Magie durch die Erstellung einer Vielzahl von Tränken und auch magischer Artefakte und Foki. Der immense Reichtum des Landes an Kräutern und anderen Ingredienzien trug sein Übriges dazu bei, diese Tradition zu begründen.

Da es keine zentralisierte Ausbildung für Zauberkundige gibt hat sich ein System etabliert, welches wie auch bei den Rittern auf einer persönlichen Lehre für jeden Schüler durch einen einzelnen Meister basiert. Oftmals handelt es sich dabei um Mütter oder Väter, die bei ihren Kindern eine Anlage zu den arkanen Künsten entdecken und diese sodann fördern. Es sei dabei angemerkt, dass es merklich mehr Frauen als Männer in der Markgrafschaft gibt, welche sich in solchen Künsten versuchen und bewähren. Es ist jedoch so, dass die Männer dafür meist tiefer in die Geheimnisse der Welt eindringen und eine größere Gier besitzen ihre Geheimnisse zu erforschen und sie für sich dienstbar zu machen.

 

Die Frauen wiederum sind der Naturmagie oftmals besonders zugetan, welche ihnen von den Göttinnen der Hexerei verliehen wird. Hierzu ist anzumerken, dass solch weise Frauen großes Ansehen in der Gesellschaft besitzen und es noch nie zu organisierten Hexenjagden im Rothengau gekommen ist. Allerdings wäre es falsch zu vermuten, dass noch keine Frau dem Rausch der Macht erlag und ihre Zauber gegen Herrn und Land richtete. In solchen Fällen gelang es aber bisher immer wieder die Ordnung im Lande wiederherzustellen, ohne den Namen und Ruf aller weisen Frauen darunter leiden zu lassen.

 

Was den Glauben in der Markgrafschaft Rothengau anbelangt, so ist zu betonen, dass die Kirche des Arinus hier einen besonderen Stellenwert gegenüber den anderen Kirchen des melgorischen Pantheons genießt. Dies rührt her aus der Zeit des Ersten Orkensturms, als Arinus selbst 300 Männer und Frauen, die Vorfahren der heuteigen Freifrauen und Freiherren, erwählte und sie zu Verteidigern und Herrschern des Landes machte. Andere, ältere Sagen berichten gar, dass die ersten Ahnen der 300 Geschlechter alle Samt Kinder des Herren Arinus selbst waren und dass die enge Bindung des Gottes zu diesem Volk daherrührt, dass bis heute sein göttliches Blut in den Adern der Rothengauer fließt. Diese Geschichten entsprechen zwar nicht der offiziellen Lehrmeinung der Kirche, werden aber auch nicht aktiv von ihr bekämpft und so mancher uralte vergilbte Stammbaum, der zusammengerollt in alten Kisten schlummert oder die Wände irgendeines verstaubten Turmzimmers ziert, zeugt davon, dass diese Variante der Geschichte einstmals viel populärer war.